Reichwehrerziehung – der Sportplatz am Hindenburgufer

Wir stehen hier in der Nähe des Luftbads und Sportplatz am ehemaligen Hindenburgufer, dem heutigen Käthe-Kollwitz-Ufer. Um das Jahr 1922 wurden das Freibad und der Sportplatz sowie diverse Nebengebäude errichtet.

Die körperliche Ertüchtigung war für Adolf Hitler ein wichtiger Charakterzug der Jugend. Das begründet sich im rassistischen Biologismus des NS-Regimes. Jeder Junge sollte darauf getrimmt werden, der Beste sein zu wollen, was zu einer rassischen Auslese führen sollte. Diese Art der Ertüchtigung sollte bei den Jugendlichen das Gefühl der Überlegenheit gegenüber anderen erzeugen.

Diese Ziele wurden schon von früher Jugend an verfolgt. Bereits im Alter von 10 Jahren wurden diese an die Kinder herangetragen. Ab dem Jahr 1936 waren die 10- bis 14-jährigen Jungen im „Jungvolk“ und die 14- bis 18-jährigen zwangsweise in der „Hitlerjugend“ (HJ) organisiert.

Auf die jugendlichen Männer wurde militärischer Drill ausgeübt. Im Gegensatz zu früheren Jugendorganisationen war die Hitlerjugend mit Appellen, Geländesport und Luftgewehrschießen stramm durchorganisiert. Zudem wurden Geländekenntnisse vermittelt und weltanschauliche Vorträge gehalten. Die Erziehung zum nationalsozialistischen und damit politischen Soldaten war das erklärte Ziel der Hitlerjugend. Es sollte eine Ehre sein, für Führer, Volk und Vaterland zu sterben. Das war auch die oberste Maxime der nationalsozialistischen Pädagogen.

1933 griffen die Nationalsozialisten einschneidend in die Organisationsstruktur des Sports ein und zerschlugen sie bzw. formten sie um. 1935/1936 wurden die bürgerlichen Vereine völlig gleichgeschaltet; sie mussten die demokratischen Strukturen aufgeben und sich dem Führerprinzip beugen. Die Arbeitersportvereine wurden zum Teil gewaltsam aufgelöst. Mit der Gründung des Reichsbundes für Leibesübungen war die Gleichschaltung im Sport abgeschlossen. Der Sport in Deutschland hatte seine ganz klare Zielsetzung erhalten: er sollte militärische Aufbauarbeit leisten. An der „Heimatfront“, wie der Stadt Dresden lief deshalb der Sportbetrieb trotz Kriegsbedingungen weiter, jedoch mussten immer mehr Sportler an die Front.

Am 30. August 1941 wurde den Juden Sport aller Arten, alle Vereine und selbst die Dachverbände verboten.

Ein wesentlicher Akteur bei der Umsetzung der Sportpolitik des Nationalsozialismus in Dresden und Sachsen war Kurt Gruber.

Er wurde am 21.10.1904 in Syrau/Plauen geboren. Bereits mit knapp 18 Jahren war er Führer der Ortsgruppe Plauen des Jugendbundes der NSDAP. In dieser Zeit fungierte er auch als Landesleiter des Landesverbandes Sachsen, der sich am 10. Oktober 1922 als Teil der nationalsozialistischen Jugendbewegung konstituiert hatte und trat 1923 in die NSDAP ein.

Nach dem reichsweiten Verbot der NSDAP 1923 war Gruber weiter in der Jugendarbeit tätig. 1924 wurde er Leiter des Landesverbandes Sachsen der Großdeutschen Jugendbewegung (GDJB).

Nach der der Neugründung der NSDAP im Februar 1925 trat er am 10. Juni 1925 wieder in die NSDAP ein.

Seine Funktion hieß nun Führer des GDJB, die zur offiziellen Jugendorganisation der NSDAP wurde. Im Juli 1926 wurde sie in „Hitlerjugend, Bund deutscher Arbeiterjugend“ umbenannt. Im Juli 1927 wurde Kurt Gruber Reichsführer der HJ.

Seine juristische Ausbildung schloss er 1927 in München mit dem juristischen Staatsexamen ab. Danach wirkte er als Referendar bei den Amtsgerichten Werdau und Plauen. Ende 1928 wurde er wegen politischer Betätigung für die NSDAP aus dem Staatsdienst entlassen.

Seine Parteikarriere setzte er weiter fort, 1930 zog er als Abgeordneter der NSDAP in den deutschen Reichstag ein.

Am 29. Oktober 1931 trat er nach seiner schrittweisen Entmachtung als Reichsführer der HJ. zurück.

Für kurze Zeit arbeitete Gruber als Jugendberater bei der Reichsleitung der NSDAP in München. 1932 wurde er als Gauamtsleiter zunächst Geschäftsführer im Amt für Kommunalpolitik der NSDAP-Gauleitung Sachsen. Anschließend begleitete er Parteiämter im Gau Sachsen auf dem Gebiet der Kommunalpolitik und der politischen Erziehung.

Gruber war seit Mai 1935 Stadtrat von Dresden, ab 1936 Sportgauführer Sachsen und ab November 1940 Dezernent für staatliche Sportaufsicht.

Im Alter von 39 Jahren starb Kurt Gruber an den Folgen eines Schlaganfalls. Auf Anordnung von Gauleiter Martin Mutschmann erhielt er am 30. Dezember 1943 ein Parteibegräbnis im Lichthof des Dresdner Rathauses.

In der Biografie von Kurt Gruber wird das strukturelle Zusammenspiel der Partei, des Staates und der Sportbewegung unter der Herrschaft der Nationalsozialisten besonders deutlich.

Literatur

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