Mahngang Täterspuren 2020

Datum / Zeit
So, 09. Februar '20, 13:00 - 16:00 Uhr

Veranstaltungsort
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Unser Mahngang Täterspuren findet in diesem Jahr am 9. Februar 2020 ab 13 Uhr statt. Treffpunkt ist die Comeniusstraße 32.

Station 1 Comeniusstraße 32

Martin Mutschmann beteiligte sich schon 1914 an Gewalttaten gegen Menschen jüdischen Glaubens. 1922 trat er in die NSDAP ein und machte schnell Kariere. Im Jahr 1935 war er nicht nur Ministerpräsident von Sachsen, sondern bereits seit zehn Jahren Partei-Gauleiter und seit 2 Jahren Reichsstatthalter. In dieser Funktion beteiligte er sich maßgeblich an der Vernichtung jüdischen Lebens in Sachsen. Mutschmann wurde in Moskau für die von ihm begangenen Verbrechen zum Tode verurteilt.

Station 2 Marschnerstraße 10

Die Höhere Mädchenschule wurde 1933 bei Machtantritt der Nazis inhaltlich auf die Frau als Mutter und häusliche Unterstützung des Mannes orientiert. Die Frauen waren auch für die „rassische Reinheit“ der Familie zuständig. Die Ausbildung war auf typische Frauenberufe ausgerichtet. Die Welten der Männer und Frauen wurden getrennt.

Station 3 Pillnitzer Straße 34

Hans Nagelstock, geboren 1906 in Dresden, hatte in der damaligen Pillnitzer Straße 60 seine letzte freiwillig gewählte Adresse. Als Jude von den Nazis gezwungen, den zweiten Vornamen „Israel“ anzunehmen, wurde er aufgrund seiner Homosexualität im Januar 1941 ins KZ Sachsenhausen deportiert und dort 1942 getötet.

Schon lange vor der Machtergreifung Hitlers waren Homosexuelle ­– Repressalien, Diskriminierungen und Verfolgungen ausgesetzt. Spätestens seit Herbst 1934 wurden sie von den Nazis systematisch verfolgt. Etwa 10.000 schwule Männer wurden in Konzentrationslager deportiert.

Station 4 Pillnitzer Straße/Ecke Mathildenstraße

An diesem Ort befand sich während der Weimarer Republik das Landgerichtsgefängnis, welches während des Nationalsozialis­mus zunächst als Schutzhaftlager und später als Untersuchungs­haftanstalt genutzt wurde. Hier Inhaftierte wurden unter an­derem als Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Während der Bombardierung Dresdens starben mehr als 400 Gefangene in der Mathilde.

Station 5 Hasenberg 1

Die von Semper geplante und 1840 eingeweihte Synagoge wurde 1938 während der Reichspogromnacht zerstört. Auf Weisung des sächsischen Innenministeriums musste die Israelitische Religionsgemeinde den Abriss der Ruine bezahlen. Erst zwischen 1998 und 2001 entstand an fast gleicher Stelle die neue Synagoge. In ihrer Architektur spiegeln sich sowohl Verfolgung und Exil als auch Tradition und Beständigkeit wider.

Station 6 Schießgasse 7

Der heutige Sitz des Polizeipräsidiums in Dresden hat diese Funktion seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Polizeipräsidium befand sich zudem ein Polizeigefängnis, in dem Menschen gefoltert wurden, auch zu Tode. Zwischen 1933 und 1945 war es normal, Menschen mit abweichenden Ansichten zu schikanieren und zu terrorisieren. SA-Offiziere fungierten als Polizeibeamte und erhielten daher Polizeibefugnisse. Kernteile der Verfassung wurden nach 1933 abgeschafft. Dazu gehörten die Rechte auf persönliche Freiheiten, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Demonstrationsfreiheit durch Beschlagnahmungen, Inhaftierungen und die Einschränkung der Privatsphäre von Briefen und anderen Mitteilungen. Alle diese Maßnahmen wurden von der Polizei durchgesetzt und waren Teil des Terrorregimes der Nazis.

Station 7 Neumarkt

In der allgemeinen Erinnerung ist die Frauenkirche ein Symbol für die Zerstörung Dresdens. Dass an diesem Ort der Gaufachberater für Kirchenfragen und Führer der Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Pfarrer Friedrich Coch tätig war, ist hingegen kaum bekannt. Als NSDAP Mitglied war er maßgeblich an der Gleichschaltung der evangelischen Kirche in Sachsen beteiligt.

Station 8 Rathausplatz

Elfriede Lohse Wächtler gilt heute als eine der bedeutendsten deutschen Künstlerinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Da bei ihr Schizophrenie diagnostiziert worden war, wurde sie 1935 in Dresden-Friedrichstadt zwangssterilisiert. Am 30. Juli 1940 wurde sie gemeinsam mit 33 Männern und 52 Frauen von Arnsdorf nach Pirna-Sonnenstein gebracht und vermutlich noch am selben Tag in der Gaskammer mit Kohlenmonoxid ermordet.

Station 9 Bürgerwiese 24

Auf der Bürgerwiese 24 war der Sitz der NSDAP Gaulei­tung. Mitte März 1933 verlegte die Gauleitung Sachsen ihren Sitz von Plauen in die Landeshauptstadt Dresden. Dieser befand sich zunächst in der Grunaer Straße 60, ab 1935 im Gebäude Bürgerwiese 24. Prägende Personen der NSDAP in Sachsen waren der Ministerpräsident und Gauleiter Martin Mutschmann und der Innenminister und stellvertretende Gauleiter Karl Fritsch.

Station 10 Lingnerplatz 1

Deutsche Hygiene-Museum. Es entstand 1912 auf Initiative des Odol-Fabrikanten Lingner. Nach­dem zunächst die Verbesserung der Gesundheitsfür­sorge und damit der Lebensbedingungen der Bevöl­kerung im Mittelpunkt der Ausstellungen standen, öffnete es sich mehr und mehr der Popularisierung einer „Erbgesundheitslehre“ und gliederte sich ab 1933 zügig und aktiv in die Rassenpolitik der Nazis ein.

Station 11 Lennéstraße/ EckeHelmut-Schön-Allee

Ilgen Kampfbahn Lennéstrasse

Hermann Ilgen, Namensgeber und Begründer der gleichnamigen Stiftung, finanzierte die Errichtung einer Sportanlage auf den Güntzwiesen. 1923 eröffnet, diente sie als Austragungsort für Sportfeste und Großveranstaltungen, aber auch als Aufmarschplatz für Reichswehreinheiten und Kriegerverbände. Am 5.11.1944 fand hier die Vereidigung von 10 Volkssturm-Bataillonen statt.

Gau Forum Helmut-Schön-Allee

Wäre es nach dem nationalsozialistischen sächsischen Gauleiter Mutschmann und dem Oberbürgermeister Zörner gegangen, hätte an dieser Stelle das sogenannte „Gauforum“ entstehen sollen. Darüber hinaus sollte es eine grundlegende Umgestaltung des Stadtzentrums geben. Obwohl dazu nahezu alle rechtlichen Grundlagen außer Kraft gesetzt wurden, hielt sich der verantwortliche Stadtarchitekt Paul Wolf für völlig unpolitisch.

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